Blog: Topic Japan - Bücher und mehr: Confucius Lives Next Door

Confucius Lives Next Door

What living in the east teaches us about living in the west.

T.R. Reid

 

Fünf Jahre verbrachte der Autor T.R. Reid als Bürochef der Zeitung “The Washington Post” in Tokio.

Seine Erlebnisse und Eindrücke schrieb er in diesem Buch nieder, das ich mit großem Vergnügen immer wieder aufgelesen habe.

Er beginnt seinen Bericht mit einem Blick auf das, was er das „andere Wunder“ nennt. Neben dem, was die westliche Welt als „Wirtschaftswunder“ wahrgenommen hat, hat sich ein zweites Wunder auf leiseren Sohlen in die Statistiken der Weltgemeinschaft geschlichen: Die Führerschaft asiatischer Staaten in de Bereichen Erziehung, niedrige Kriminalitätsrate, der soziale Zusammenhalt und der Stellenwert der Familie, wobei er vieles davon auf die konfuzianische  Gesinnung zurückführt.

Anschließend macht sich der Autor auf die Suche, worin dieser Gesinnungsunterschied beruht und reiht Anekdoten an Schlussfolgerungen, an Anekdoten usw.

 

Die Mischung ist gleichermaßen unterhaltsam wie lehrreich.  Man spürt die Liebe zu dem Leben in Asien, besonders zu Japan in jeder Seite.

Seine Familie hatte das Glück sich gut zu akklimatisieren,  die Kinder mochten die asiatische Ausrichtung ihrer Fastfood-Lieblinge und schnell gewöhnte man sich an die in Tokyo selbstverständliche Höflichkeit.  Er lernte auch das etwas verwirrende Englisch zu deuten, das bei allzu wörtlicher Übersetzung aus dem Japanischen entstand.

 

Besonders gut in Erinnerung geblieben sind mir die Schilderungen, wie er und seine Familie die Bedeutung des Wortes „meiwaku“ entdeckten (weil sein Sohn während der Mittagszeit auf seinem Bass geübt hatte) und der hohe Stellenwert, den  „wa“ die soziale Harmonie überall, ob am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft , genießt.  Mit viel Respekt erzählt er von seinem „neighbourhood Confucius“ , dem Nachbarn Herrn Matsuda, der ihm immer dann auf die Sprünge half, wenn er wieder einmal ratlos vor einem Verständnisproblem stand.

 

Das zweite von den drei mir liebsten Kapiteln ist jenes über die Grundschule, welche die beiden Töchter des Autors besuchten. Anders als viele  ausländische Eltern entschieden er und seine Frau, dass die beiden Töchter eine japanische Schule besuchen sollten und zerschlugen sämtliche Gegenargumente wie „Schule auch im Sommer, Schuluniformen, Schule am Samstag usw..“ Der Direktorin gegenüber machte der Vater aber deutlich, dass er keine Form der Züchtigung „taibutsu“ und des Mobbings „ijime“ dulden würde. Die Direktorin versprach, dass es nie dazu kommen würde und sie behielt recht.  Sehr anschaulich beschreibt er die Klassengemeinschaft, in die seine Töchter aufgenommen wurden und die Pflichten, die japanische Schüler als selbstverständlich ausfüllen.   Pflichten wie „oh-soji“ (das Aufräumen und Putzen der Klassenräume und der Schule) sowie „oh-shokuji“ (das Austeilen der Mittagessen).  Dass man das dort Grundschülern überlassen kann, beeindruckt. In öffentlichen Schulen in Deutschland und Österreich wäre das kaum möglich.

 

Auch die Erzählung über „seijin-shiki, die Erwachsen-Werden-Zeremonie hat mir sehr gefallen.  Sie erinnerte mich an großartige Fotos, die ich in Bildbänden gesehen hatte, von schönen, jungen Frauen in herrlichen Winter-Kimono mit Pelzkragen versammelt vor einem öffentlichen Gebäude, das kein Tempel war.

 

Das Buch schließt mit einem Anhang, der die Länder „Ostasiens“  kurz vorstellt und einer Danksagung.

 

Obwohl sich in den vergangenen zehn Jahren sicher einiges verändert hat, ist dieses Buch für jeden an Japan Interessierten eine höchst vergnügliche und nachdenklich machende Lektüre.

 

Confucius Lives Next Door

What living in the east teaches us about living in the west.

T.R. Reid

Vintage Books (Random House) 1999

ISBN: 0679777601

 

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