Dave Barry
Ein Amerikaner in Tokio
Die volle Wahrheit über Japan
Pulitzer Preisträger Dave Barry beginnt sein humorvolles Japanbuch mit dem Kapitel: Eileitung. Der Hintergrund dieses Buches: Gewalt im Fernsehen.
Er spielt damit aber nicht auf Anime oder die Fernseheidrücke seiner Kindheit, in der er die wahnsinnigen Japsen (Japaner ) sich über die netten GIs hermachen, angekündigt durch einen Blechgong.
Später lernt er japanische Autos, Motorräder und Elekrtogeräte schätzen und im Jahre 1991 schließlich reiste er mit seiner Frau und seinem zehnjährigen Sohn nach Japan.
Nicht auf eigene Kosten. Sondern auf Kosten des Verlages, den er mit seiner Idee eines Japanbuches begeistert hatte. Das Buch hat genau drei Wochen zum Inhalt. Seine drei Familientripwochen in Japan.
Wie also erging es dieser japanischen Familie in Tokyo? Sie amüsierten sich über die seltsamen englischen Aufschriften auf den T-Shirts. Dave Barry selbst kam sich mit seinen 1,85 vor wie ein Riese unter Zwergen und passte kaum durch die Türrahmen.
Den Service in den Hotels, im Flugzeug (natürlich erster Klasse ) und in den Geschäften hätten sie am liebsten eingepackt und mit nach Hause genommen.
Dass die Japaner nicht offen „Nein“ sagen, führte zu einigen Missverständnissen.
Japaner haben wenig Sinn für plumpen Amerikanischen Humor.
Ein amerikanischer Humorist kann wenig mit Japans Humor anfangen.
Selbst japanische Rocker sind irgendwie angepasst und brav.
In Japan ist Sexualität einerseits freizügiger (Sexmanga, Massagesalons u.a.), andererseits werden auf Nacktfotos sämtliche Schamhaare weggekratzt.
Sumoringkämpfe eignen sich nicht für Sportübertragungen nach dem amerikanischen Muster und zwei Sprechern, weil sie innerhalb eines Sekundenbruchteils vorbei sein können. (Kann ein Boxkampf auch, aber dieser Vergleich wird nicht gezogen).
Entgegen des Titels spielt ein Kapitel des Buches auch in Kyoto in einem Landgasthof und ein Besuch in Hiroshima. Die Gedenfeier dort ist der ernsteste Teil des Buches und erwähnt ein Detail, das mich sehr betroffen machte: die rituelle Darbringung von Wasser durch Vertreter der Opferfamilien. Schon mehrfach habe ich gelesen, dass die Sterbenden nach Wasser gerufen haben, aber keines bekommen durften, weil sie sich sonst erbrochen und noch mehr Flüssigkeit verloren hätten und die Magensäure ihnen noch größere Schmerzen bereitet hätte.
Den Abschluss des Buches bildet die Besteigung des Fuji in Japan, wo man mit einem Bus hoch hinauf gefahren wird (oder mit dem eigenen Auto fährt) und dann noch etwa fünf Stunden laufen müsste.
Da es sehr neblig war und der Bus nicht so lange wartete, stieg DaveBarry nur ein kleines Stück weit hinauf und kehrte dann wieder um.
Sein Schlusswort ist nach all der Witzelei über Japan und typisch Japanisches sehr angenehm ehrlich. Er habe sich noch nie so vollkommen abseits und hilflos gefühlt wie in Japan, vor allem wegen der Sprachbarriere und es sei ein Fehler gewesen ohne ordentliche Kenntnis der Sprache dorthin zu reisen (trotz der Führer und Übersetzer, die ihm zur Verfügung standen).
Das Buch entriss mir einige kurze Lacher, ein bisschen Schmunzeln und viel Kopfschütteln. Für den laut der New York Times „witzigsten Mann Amerikas“ keine allzu gute Ausbeute.
Dennoch für kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch ist es durchaus zu gebrauchen.
Dave Barry
Ein Amerikaner in Tokio
Die volle Wahrheit über Japan
Eichborn 1993
ISBN: 3821803207
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