Manfred Pohl
Geschichte Japans
Professsor Doktor Manfred Pohl unterrichtet Staat, Gesellschaft und Politik des modernen Japan an der Universität Hamburg. Als Fachmann von Rang hat er die Geschichte Japans hier zusammengefasst. Der Text ist leicht verständlich. Es kommen darin so wenige Fachbegriffe und japanische Originalbezeichnungen vor, dass es nicht nötig war, ein Glossar anzuhängen.
Fast 8000 Jahre bis 200 vor Christus der Jomonkultur passen somit in nicht einmal eine Seite Text, und die nächsten gut achthundert Jahre über bestimmen allein China und Korea was in Japan passiert.
Die Heianzeit ist eine Hochblüte der Dekadenz und unfähiger Hofbeamten, die nur aufgrund von Inzucht zu ihrem Rang kommen. Sie sind ignorant gegenüber allem was außerhalb des Hofes passiert, bei der Literatur dort ist einzig erwähnenswert, dass sie von Frauen verfasst wurde, also von Konkubinen und Hofdamen.
Wir sind auf Seite 27 und schon beginnt die Ära der Samurai und das 12. Jahrhundert ist angebrochen.
Doch schon wenige Seiten später ist wieder der Zusammenhang mit China im Mittelpunkt.
Kurz wird auf die Bürgerkriege und einige bekannte Namen eingegangen und dann bricht für Japan das „christliche Jahrhundert“ an, das mit wirtschaftlichem Aufschwung gleichgesetzt wird.
Ausführlich wird über die Erfolge der Missionierung berichtet und die Grausamkeit mit der die Christen nach Aufständen getötet wurden. Auch im nachfolgenden Kapitel, das der Isolationspolitik gewidmet ist, nehmen die Christen und der Umgang mit ihnen auffällig viel Platz ein.
Das Wertsystem der Edozeit wurde von reichen Kaufleuten bestimmt, die sich vor allem mit raffgierigen Kurtisanen und einfachen Freudenmädchen vergnügten – kein Wunder, dass diese Ordnung schon im nächsten Kapitel zusammenbricht und die Modernisierung des Meiji-Zeitalters beginnt.
Über die Militarisierung und zunehmendem Einfluss faschistoider und ultranationaler Kräfte gelangt Japan durch den ersten Weltkrieg auf eine Bahn, die es in die Katastrophe des zweiten Weltkriegs führt. Die Bombardierung Hiroshimas und Nagasakis wird in einem Satz erwähnt, die Zahl der Opfer ist jedoch für den Autor weniger von Bedeutung als der Name des US Kriegsschiffes, auf dem Japan die Kapitulation unterzeichnete (ersteres wird nicht erwähnt, das zweite sehr wohl). Den Prozessen gegen japanische Kriegsverbrecher fehlte die Glaubwürdigkeit, denn dafür hätte man, so der Autor, auch den Kaiser anklagen und hinrichten müssen.
Japan wurde praktisch von den USA durchgefüttert, und dank der Amerikaner wurde die Wirtschaft und die Landwirtschaft Japans wieder aufgebaut. Dass Japan so rasch in der Weltwirtschaft nach oben stieg war vor allem dem Koreakrieg zu verdanken.
Genauer wird das japanische Wirtschaftswunder analysiert und die politische Entwicklung bis ins Jahr 2004.
Der Abschnitt über die neuere Geschichte Japans ist somit verglichen mit dem Zeitrahmen der ausführlichste und informativste.
Den Abschluss des Buches bildet eine Zeittafel sowie eine kleine Landkarte Japans.
Völlig ausgeblendet wurden gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung und es bleibt nach der Lektüre der Beigeschmack haften, dass Japan aus eigener Kraft eigentlich nicht viel geschafft hat, wenn etwas in dem Land vorwärts ging, dann nur dank China, Korea oder später dem Westen insbesondere den USA.
Manfred Pohl
Geschichte Japans
Verlag C.H.Beck 2005
96 Seiten
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