In Japan leben über 40.000 Menschen, die über 100 Jahre alt sind.
So sagt es die Statistik und beschert Japan damit eine ständig wachsende Lebenserwartung. Derzeit liegt sie für Männer bei über 79 und für Frauen beiübr 80 Jahren.
Diese extreme Überalterung hat mehrere Folgen.
Unter anderem fehlt es an Einrichtungen und professioneller Betreuung. Die traditionellen Familienstrukturen zerbrechen, junge Familien ziehen in die Stadt, doch wer in der Stadt alt wird, geht in der Anonymität unter.
Zwei extreme Beispiele machten in den Medien die Runde.
Sogen Kato hat seinen 111ten Geburtstag gefeiert. Er lebte im Kreis seiner Familie, die für die Betreuung des Greises immerhin eine Summe von bislang 80.000 Euro an Rente bezog. Nun ließen sich die Behörden nicht mehr abweisen auch nicht von der Geschichte, dass der alte Mann wie ein Einsiedler in seinem Zimmer lebt. Sie machten eine grausige Entdeckung: Die mumifizierte Leiche lag auf dem Bett und das wohl schon seit 30 Jahren.
Die Familie verwehrte ihm ein Begräbnis, um sich an ihm zu bereichern.
Fusa Furuya ist Tokyos älteste Bürgerin. In unseren Breiten wäre jedes Jahr eine Gratulation durch den Bürgermeister fällig und die Presse würde eifrig knipsen. Nicht so in Japan. Da hat sich lange Zeit niemand gekümmert, wie es der alten Dame so geht. Sie war nicht als Verstorben gemeldet, also muss sie noch leben, wird ständig älter und führt die Liste an.
Doch die betagte Dame ist seit 1989 nicht auffindbar, so gestand die inzwischen 79jährige Tochter. Einfach verschollen in der großen Stadt doch nie als abgängig gemeldet.
Die Behörden sind nun auf der Suche nach den 40.000. Präfektur um Präfektur wird unter die Lupe genommen. Bislang sind 19 Präfekturen von 47 ausgewertet und siehe da, von 75 100jährigen fehlt jede Spur.
Ihr Angehörigen wissen nicht, wo sie sich aufhalten, ob sie noch leben. Sagen sie zumindest. Aber eine Suchaktion starten, oder es den Behörden melden, daran dachten sie nicht.
Nicht immer geht es um Rentenbetrug. Obwohl Japan das Problem nicht wahrhaben will, gibt es eine ganze Zahl an Obdachlosen, die in Pappkartonbehausungen lebt. Viele von diesen haben sich aufgrund von wirtschaftlichen Problemen dorthin abgesetzt und ihre Familien schämen sich, diese Menschen offiziell vermisst zu melden.
Nun möchte sich die Regierung des Problems annehmen und dafür sorgen, dass alte Menschen besser in die Gemeinschaft eingebunden werden, weniger isoliert leben und so wirklich vermisst werden, wenn es ihnen so ergeht wie Sogen Kato.
Doch Japaner sträuben sich gegen das Eindringen in ihre Privatsphäre und sind damit wie man in diesem Fall sieht, lange Jahre erfolgreich.
Dem gegenüber stehen 17.000 Tote, Leichen, die nie jemand indentifiziert hat. Einige davon könnten sehr wohl noch als über 100jährige in den Registern stehen.
Der menschliche Faktor ist ausschlaggebend. Wie der Wohungskomplex Tokiwadaira der Präfektur Chiba zeigt. Dort kümmert sich der Leiter der Nachbarschaftshilfe darum, dass es kein einsames Sterben gibt. Er ermuntert die Einwohner, sich zu vor allem mit alten Menschen vernetzen, zu grüßen, zu teilen und somit auch zu bemerken, wenn jemand längere Zeit abwesend ist oder Hilfe braucht.
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