Der 20. Juni war unser "Tag der Stoffe", sozusagen.
Kanna war so nett uns zum "Kuroda costume shop" zu begleiten, der unweit des kaiserlichen Palastes in Kyoto zu finden ist.
In langer Familientradition fertigt diese Manufaktur Stoffe und Gewänder aus der Heian-Zeit an, also aus dem japanischen Mittelalter, als der Kaiserhof in Kyoto ansässig war und die Prinzessinnen und Prinzen, die Herren von Adel und die Hofdamen ausgestattet werden mussten.
Durch den TV Sender nhk world sind Moni und ich dahinter gekommen, dass man hier ein Kostümerlebnis der besonderen Art haben kann, vorausgesetzt man findet den Shop und meldet sich vorher per Email auf japanisch an, denn die freundlichen Leute dort sprechen kein Englisch. Zudem haben sie keine Webseite, man muss die Email Adresse über eine Seite der Stadt Kyoto herausfinden herausfinden. Deswegen waren wir auch so froh, dass Kanna mit uns kam. Wir hatten uns vorher darauf geeinigt, dass Moni das Kostüm trägt und ich die Fotos mache, weil sie die längeren dunklen Haare hat und ich mit meinem roten Kurzhaarschnitt einfach nicht so gut dazugepasst hätte.
Wir haben den Shop auch ohne Probleme gefunden und die Leute erwarteten uns schon. Moni bekam zuerst ein weißes Untergewand und darüber in grün, dann weiß und verschiendenen, immer dunkler werdenden rosa Tönen Roben aus glänzendem Seidebrokat angezogen, so wie sich Plaumenblüten im Frühling öffnen.
Das ganze war eine sehr diffizile Angelegenheit, denn die Schichten mussten im Ausschnitt und unterhalb schön arrangiert werden.
Zuletzt kam noch ein Übergewand mit kunstvollem Muster darüber, eine Art Weste und eine Schleppe.
Wie die Prinzessinnen damals trug Moni einen Fächer, um den farbige Fäden gewickelt waren und ein flaches Täschchen für Tüchlein im Ausschnitt.
Kurodo-san hat uns noch erzählt, dass es wichtig ist, dass sein Geschäft immer einen männlichen Erben hat, weil die Tempel, die er auch mit Gewändern beliefert nicht gern mit Frauen Geschäfte machen.
Was die Hofdamen noch zum Zeitvertreib machten, war ein Fächerwurfspiel, das wir auch noch ausprobierten. Es sieht einfach aus, aber je nachdem wie das Ziel von der Schachtel fällt, zu liegen kommt und der geworfene Fächer positioniert ist, gibt es unterschiedliche Punkte. Gar nicht so einfach.
Da das Kostüm unglaublich teuer ist, darf man damit natürlich nicht hinaus, es würde ja schmutzig.
Insgesamt waren wir zwei Stundne beschäftigt und haben 11550 Yen, nach jetzigem Kurs ca. 80 Euro bezahlt.
Bis zu sechs Personen können gleichzeitig ins Geschäft, natürlich kann nur immer eine, maximal zwei Leute gleichzeitig Kostüme tragen.
Dann war auch schon Mittagszeit und Kanna hat uns in ein sehr originelles Cafe geführt, wo wir wirklich gut gegessen haben. Die jungen Besitzer, die das Cafe zu zweit führen, haben in dem Raum allen möglichen Krimskrams angehäuft, vor allem Katzenbilder jede Menge, es gibt eine Wand mit Manga und Büchern, Zeitschriften, einer Modeleisenbahn und Kanna hat ein Spiel namens Othello gefunden, das sie und Moni gespielt haben, wo man zweifarbige Steine legen, feindliche Steine umzingeln und umdrehen kann.
Moni hat gewonnen.
Am Nachmittag haben wir noch eine Freundin von Kanna besucht. Sie ist Weberin und hat in ihrem Haus einen Webstuhl, auf dem sie Obi webt. Das ist nicht selbstverständlich in Zeiten großer Maschinen und ihre Obi sind auch sehr speziell. Sie webt besondere Materialien hinein wie zum Beispiel Perdehaare und nimmt Aufträge einer Spezialfirma an. Daneben macht sie für sich ihre eigenen Obi, von denen sie uns zwei zeigte. Der grüne mit dem Häschen ist wirklich wunderschön. Eines Tages möchte sie auch Kimono weben nach eigenem Design und mit den Obi eine Ausstellung ihres Kunshandwerks eröffnen. Wir drücken ihr die Daumen. Sie war wirklich sehr nett und hat Moni den Webstuhl ausprobieren lassen.
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