Japanreise: Kanzawa, Kimono und Süßigkeiten

Bei unserer Ankunft in Kanazawa hatte der Zug glatt 15 Minuten Verspätung. Das ist wirklich sehr ungewöhnlich. Schuld daran war der starke Regen, wegen dem Streckenweise nur im Schritttempo gefahren wurde. Wir hatten beim Umsteigen in Kyoto Zeit genug, ein Bento zu kaufen und uns das auf der Fahrt schmecken zu lassen.

 

Als wir ankamen haben wir gleich das erste Taxi genommen und sind in unser Ryokan gefahren. Es liegt ziemlich im Zentrum und das Zimmer hat zwei Nebenräume und ein WC und ist  dazu noch groß genug, dass zwei Futons und der große Tisch mit den Bodensesseln Platz hat. Wir fühlen uns hier sehr wohl.

Zum Service des Ryokan gehören jeden Tag frische Yukata-Bademäntel (Handtücher selbstverständlich auch), neue Zahnbürsten mit Minizahnpasta, wir haben eine TV im Zimmer (auf dem aber nur zwei Kanäle gut laufen), nachmittags heißen Tee in einer Thermoskanne, der auch am Abend noch frisch ist, mit Teeschalen und ebenso kaltes Wasser in einer Thermoskanne, in welcher das Eis klirrt, und frische Gläser). Es ist deutlich billiger als in Kinosakeonsen und das japanische Frühstück ist sehr lecker.

 

Am nächsten Tag hat uns unser Guide Frau Kiyoe Nagashima beim Ryokan abgeholt, zusammen mit einer Studentin, die sozusagen die Ausbildung zum VolunteerGuide macht.

 

Unsere erste Station an diesem Tag war eine Süßigkeitenmanufaktur. Sie stellen dort ganz spezielle Süßigkeiten für die Teezeremonie her, die Familientradition reicht Jahrunderte zurück. Das Besondere an den Süßigkeiten sind nicht nur die natürlichen Rohstoffe aus Japan (Reismehl und staubfeiner Rohrzucker) sondern vor allem die Form. Die Mischung wird händisch in Model gepresst (wie man das bei uns mancherorts noch mit Butter macht

http://de.wikipedia.org/wiki/Buttermodel ) und dann vorsichtig herausgekopft, sodass nach dem Trocknen die Form mit allen Verzierhungen und Schriftzeichen erhalten bleibt. Wer hier Süßigkeiten bestellt, bestellt auch gleich eine neue Model mit, die entworfen, gezeichnet und geschnitzt werden muss. Kein Wunder also, dass zu den Kunden vor allem große Firmen und berühmte Leute gehören, einschließlich des Kaiserhauses von Japan.

Für Touristen haben sie also einen kleinen Workshopbereich, wo man solche Süßigkeiten unter Anleitung in einfachen Formen selber machen kann. Man darf die dann auch mitnehmen und ein paar schon mal verkosten zu frisch gebrühtem Machatee. Sie schmecken echt gut und nicht zu süß. Leider sind auf dem Heimweg durch das Schütteln die noch nicht ganz festen Stücke zerbröselt.

 

Anschließend führte uns Kiyoe durch das Geisha-Viertel der Stadt, das Vergnügungsviertel, in welchem die hohen Lords und Samurai ihr Geld liegen ließen.

Es ist kleiner als jenes in Kyoto, aber die Straßen sind hübsch und es waren viele Touristen da.

 

Das kleine baumelnde Ding ist übrigens ein getrockneter Flaschenkürbis. Davon sieht man hier einige, sie gelten als Symbol für Gesundheit und auch Talismane in dieser Form werden gern verkauft.

 

Zum Mittagessen sind wir einen Hügel hoch gelaufen, viele Stufen und es hat sich gelohnt. Das Restaurant war sehr nobel, wir bekamen einen seperaten Raum (es  gibt nur solche Abteile dort, kein großes Gastzimmer) und das Mittagessen sah wirklich sehr schön angerichtet aus.

Den Fisch servieren sie fangfrisch, was möglich ist, weil sie große Frischwasserbecken haben, in dennen die Fische schwimmen, bis sie erausgeholt und zubereitet werden (ähnlich wie bei uns auch manche Restaurants ihre Fische in Aquarien halten und dann den Gast aussuchen lassen, welcher es sein soll).

Mit Nachtisch, Tee und Wasser inklusive hat das Mittagessen pro Nase 1600 Yen gekostet, also ca. 13 Euro.

 

Danach sind wir zu unserem zweiten Termin spaziert, einem Geschäft für hochklassige Kimono.

Für Touristen bieten sie ein Probe-Kimonotragen an. Wir haben beide einen Kimono bekommen und wurden danach von Kiyoe fotografiert  (zuerst drinnen, dann draußen). Das Geschäft selber darf man leider innen nicht fotografieren, bis auf die Bereiche (Vorhänge und Klappwände), die für eben diese Kimonofotos zur Verfügung stehen.

Es war sehr interessant zu beobachten, nach welchen Gesichtspunkten der passende Obi (Gürtel) ausgewählt wurde und welche Farben dann die dazu gehörenden Kordeln, Tücher und Bänder haben müssen.

Noch interessanter fast war der anschließende Besuch bei jenem Designer, der die Muster für die Kimono entwirft und nicht nur für Kimono. Moritas Bilder zieren Wandbehänge, kleinere Objekte und sogar Gitarren und Verstärker. Mein Lieblingsstück ist der Phönix, den er uns gezeigt hat. Er macht das seit 30 Jahren und  braucht für große Teile etwas zwei Monate. Die Pigmente sind Naturfarben, die er im Kühlschrank aufbewahren muss.

Wir waren sehr froh, dass wir sowohl in bei der Arbeit und auch seine Kunstwerke fotografieren durften.

 

Wir haben dann noch einige sehr tradtionelle Geschäfte besucht. Hier in der Region wird großen Wert auf die Künste und das Kunsthandwerk gelegt und Vergoldungen und Blattgold sind Produkte, vielerorts zu finden sind: als Dekoration auf Süßspeisen, als Bestandteil von Kosmetikprodukten.

In einem der Läden hat man zuschauen können wie das Blattgold aufgetragen und zugeschnitten wurde.

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