Am zweiten August machten wir uns sehr früh auf den Weg, um vor dem großen Touristenansturm im Kenrokuen Garten zu sein.
Der Park war um diese Zeit fast menschenleer. Auch die saftig grünen Rasenflächen (ohne Sprenkler irgendwo), wo sonst Schulklassen ihre Picknicks abhalten, waren unberührt.
Besonders schön aber war das Stück Park, was an eine Mauer des Castles (der Burg) angrenzt ond dort fast wie ein kleiner Garten angelegt ist.
Im Herzen des Parks ist eine große, freie Fläche, die an einer Seite von einem weißen Gebäudekomplex begrenzt wird. Ein Teil davon ist mit Baugerüsten umgeben und unter Planen verborgen.
Von der ehemaligen Burg der Familie Maeda war nichts mehr übrig, als 1881 das große Feuer wütete. Die Familie zog nach Tokyo um, doch mehr als hundert Jahre später hat die Stadt Kanazawa damit begonnen, einen Teil der ehemaligen Pracht wieder herzustellen.
Der Rahmenkomplex um die eigentliche Burg herum ensteht seit 2001 neu (die langen Bauten sind Lagerhäuser und Festungsmauern in einem mit Öffnungen durch die man Steine auf Angreifer werfen konnte und vorgezeichneten Stellen in den Wänden, durch die man Gewehrläufe stoßen (und dabei die dunklen Kacheln von innen zerstören kann) und so auf die Feinde zu feuern vermag.
Neu gebaut werden auch die Wachtürme. Im inneren sind die Gebäude sehr leer. Sie wurden nicht mit vielen Schaukästen gefüllt sondern zeigen vor allem die Bauchtechniken der damaligen Zeit. Mit genau denselben Techniken wird der Wiederaufbau errichtet. Wo anderorts Beton statt Holz für die Rekonstruktion verwendet wurde, um ein neuerliches Abbrennen zu verhindern, wird hier am Gebäude selbst Schritt für Schritt gezeigt, wie man beim ersten Wiederaufbau (1809) vorgegangen ist.
Wenn man die steilen Treppen in den zweiten und dritten Stock der Wachtürme hochklettert, hat man auch einen schönen Blick auf den Park.
Durch eine Straße vom Park getrennt liegt der Kenrokuen Garten. Er ist wirklich zurecht einer der drei bekanntesten Landschaftsgärten Japans. Anders als bei dem großen Parkgarten in Okayama, wo Aussichtshügel einen Blick auf die Anlange ermöglichen, ist der Kenrokuengarten ein Ort, den man am besten langsam entdeckt. Man sieht nur immer ein kleines Stück davon, aber was man sieht, ist wirklich sehr schön. Hier gibt es viele kleine Bächlein und zwei Teiche. Der größere war leider trockengelegt und Aerbeiter waren dabei, den Boden am trockenen Teichgrund zu untersuchen.
Eines der Highlights des Gartens sind nämlich die Bäume, deren Äste weit über die Teiche hineinragen und extra gestützt werden. Das gibt wunderbare Spiegelbilder, wenn, ja wenn Wasser da ist, sauberes Wasser. Durch die heftigen Regenfälle der Tage zuvor war es nämlich aufgewühlt und schlammig, wie das Wasser in den großen Flüssen außerhalb des Gartens auch.
Die große Anlage braucht auch fleißig Pflege und überall sieht man die fleißigen Gärtner und freiwillige Helfer (meist Pensionistinnen) in ihrer typischen Kleidung und dem großen Strohhut bei der Arbeit.
Am östlichen Ende des Gartens etwa auf halber Höhe und direkt neben dem Tradtional Products and Craft Musem liegt die Seisonkaku Villa.
Sie wurde 1863 vom dreizenten Lord der Maeda Familie als Altersresidenz für seine Mutter errichtet. Er war wirklich sehr großzügig. Die Wohnfläche beträgt gut 1000m².
Die unteren Räume sind sehr tradtionell gehalten, besonders der prächtige Empfangsraum, wo die Mutter des Lords hohe Gäste willkommen heißen konnte. Viele Räume weisen aber auch westlichen Einfluss auf, so wurde teilweise auch schon importiertes farbiges Glas verwendet. Im oberen Stockwerk ist ein Raum mit leuchtendem Blau verziert, das man sonst in alten japanischen Häusern nicht findet. Es wurde mit Lapislazuli hergestellt und war sehr teuer.
Leider war das Fotografieren im Inneren des Hauses verboten, lediglich der Garten der Villa durfte fotografiert werden.
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