Am dritten August reisten wir von Kanazawa nach Tokyo. Der Bahnhof von Kanazawa ist wirklich ähnlich modern, aus Gals und Stahl wie der in Kyoto, besonders gefallen haben mir die Holzsäulen, die dem ganzen einen traditionellen Touch geben.
Da die Reise mit Umsteigen usw. bis in den späten Nachmittag dauerte, haben wir natürlich im Zug ein Bento gegessen.
Am vierten August trafen wir uns mit Junko, einer Freundin, die wir vor zwei Jahren über den Freeguideservice von Tokyo kennengelernt hatten.
Sie führte uns durch den Bezirk von Yanaka, wo auch unser Ryokan (Landgasthof) liegt. Dieser Bezirk ist im zweiten Weltkrieg von der Zerstörung verschont geblieben, daher gibt es noch viele alte Gebäude und die Menschen versuchen mit Blumentöpfen und Kletterplfanzen etwas Grün in die Straßen zu bringen.
Das Geschäft auf dem dritten Bild verkauft übrigens Reiscracker. Und die Rankeplfanze auf dem vierten Bild ist eine Art der Morning Glory, eine Verwandte unserer Zaunwinde.
Wir besuchten einen Tempel, in dem im August eine Austellung zu Geisterbildern gezeigt wird. Die Bilder sind traurig und gruselig zugleich, stammen aus den unterschiedlichen Epochen und wie uns Junko erzählte, mögen die Japaner im Sommer Geistergeschichten besonders gern, weil man da Gänsekhaut bekommt und abkühlen kann.
Die Ausstellung durfte man nicht fotografieren, aber ich kaufe mir ein Buch mit vielen solchen Bildern drin, um etwas Gruselabkühlung für Zuhause mitzunehmen.
Fotografieren durfte man das Gebäude und den Friedhof, der dazu gehört.
Das blieb nicht der einzige Tempel des Tages. Yanka hat viele kleine Tempel und Schreine. Wir haben lediglich ein paar besucht.
Die Figur mit dem roten Latz ist ein Jizu. Man findet in an vielen Orten. Er ist ein Wächter, der die Seelen Verstorbener in das Paradies geleitet. Eltern hängen ihm den Latz ihrer verstobener Kinder um, damit er diese am Geruch erkennt und sie besonders beschützt und geleitet.
Die Holzplättchen waren bei einem Schrein/Tempelkomplex zu finden, wo sich besonders Menschen einfinden, die gern besser/schneller Laufen möchten. Egal ob es sich um Wettrennen oder um die Heilung von Beschwerden im Laufapparat handelt.
Zwischen den Tempeln machten wir in kleinen Galerien und Läden für Kunsthandwerk Halt. Dort konnte man bei einigen Läden zusehen, wie die Werkstücke entstehen.
Besonders gefielen mir:
1. Der Marionettenmacher (zu ihm kommen u.a. Menschen mit Fotos Verstorbener, um als Erinnerung eine Marionette des Großvaters oder der Großmutter machen zu lassen. Er fertigt aber auch Politiker, noch lebende Menschen und andere Figuren an)
2. Ein Laden mit schönen Holzschatullen, Räucherwerk und handgemachter Keramik
3. Ein Laden, wo aus Holz Tiere geschnitzt werden, die Charakter haben und fies bis lustig dreinschauen.
Gegen Abend machten wir uns auf nach roppongi. Der Bezirk hat eine große Tradition im Sumo. Zuvor waren wir schon an einem kleinen Tempel vorbeigekommen, wo man für einen inzwischen aus Altersgründen zurückgetretenen Sumochampion eine Statue errichtet hatte.
Der Bahnhof hatte dazu noch Handabdrücke großer Sumochampions und große Fotos zu bieten, und auf dem Weg zu dem kleinen Park kamen wir auch an der großen Sumoarena vorbei.
Es war noch nicht so richtig dunkel, daher kamen die Lapions noch nicht so richtig zur Geltung, die man zur Dekoration des kleinen Kulturfestes zwischen den Bäumen aufgehängt hatte. Das Programm war aber schon in vollem Gange. Zwischen "normal" gekleideten Japanern und Touristen schlenderten junge Leute im Yukata und ältere Damen im Kimono. Die Wartenschlange vor den beiden Teezelten (die man auf Plattformen im großen Teich errichtet hatte) war für uns zu lange.
Wir schauten zu, wie begabte Kaligraphen die vorgekritzelten Haiku von Besuchern elegant auf Papierstreifen pinselten, welche anschließend in Schutzhüllen verpackt nach Hause genommen werden konnten oder an Schnüren zum Schmuck des Festes beitrugen.
Aufgereiht standen Vasen mit Ikebana-Gestecken, moderne und traditionelle.
Kinder angelten in zwei Becken mit kleinen Sieben nach Goldfischen und Gummibällchen.
Der Mensch im Maskottchenkostüm hat sicher sehr geschwitzt. Die Kinder weniger, die quengelten einfach solange bis die Eltern ihnen geraspeltes Eis mit Sirupguss kauften.
Besonders schön war das Konzert mit Koto und Flöten auf der dritten, der mittigen Plattform auf dem See.
Als wir das Fest wieder verließen, um uns auf den Weg in die Unterkunft zu machen, war es dunkel genug, dass die Lampions wie große Glühwürmchen leuchteten. Ein schöner Abschluss eines Tages voller Entdeckungen.
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